„Neues Werden“ Einweihung der Gedenkmauer auf dem Friedhof in Liedolsheim 29.10.2006, 11 Uhr

Es spricht: Pfarrer Matthias Boch

Ganz herzlich begrüße ich Sie alle im Namen der Arbeitsgruppe, die dieses Projekt auf den Weg gebracht hat, und im Namen der Evang. Kirchengemeinde!
Zunächst gilt mein Gruß den Bläserinnen und Bläsern aus unserem Posaunenchor und aus der Umgebung – schön, dass Ihr da seid, auch wenn es schwierig war, am Beginn der Herbstferien eine spielfähige Truppe zusammen zu bekommen.
Zu allererst begrüße ich Dietmar Israel, den Künstler, der dieses Wandbild geschaffen hat. Sie, lieber Herr Israel, haben sich auf einen Weg mit uns eingelassen, der sicher länger war als sonst bei Ihren Projekten. Aber ich hoffe, es geht ihnen wie uns: Wir froh, dass wir diesen Weg mit Ihnen gegangen sind.
Ganz besonders begrüße ich zunächst all die, die tatkräftig Hand angelegt haben, um die Mauer zu sanieren und den Platz anzulegen, ich begrüße die Vertreter der Firmen, die mitgewirkt haben und zum Teil unentgeltlich mit ihrem Material, mit Geräten und mit Arbeitskräften hier geschafft haben. Auch die Mitarbeiter des Bauhofes und die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung seien an dieser Stelle herzlich gegrüßt – auch Ihnen ein herzliches Dankeschön für manchen Einsatz für das Projekt.
Ich begrüße die Vertreter der Firmen, Institutionen und Privatleute, die mit ihren kleinen und großen Spenden dafür gesorgt haben, dass das Projekt heute auch finanziell gesichert ist. Viele möchten ungenannt bleiben. Darum werde ich stellvertretend für alle Spender und Sponsoren nur diejenigen benennen, die auf der Sponsorenliste unserer Homepage nachzulesen sind: Firma Matthias Bolz, Zimmerei und Holzbau; Friseursalon Horst Meinzer; Raiffeisenbank Hardt-Bruhrain; Fa. Frank Roth, Heizöl und Absetzmulden; Textilhaus Gertraud Seitz; Fa. Rudi Winter, Heizungsbau.
Ein besonderer Gruß gilt Herrn Michael Huber, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Karlsruhe, mit ihm grüße ich auch Frau Gisela von Renteln, die Geschäftsführerin der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe. Mit einer überraschenden und hohen Beteiligung an den Kosten des Projektes durch die Kulturstiftung konnte die Finanzierung viel schneller gesichert werden als ursprünglich erwartet. Herzlich Willkommen auch Ihnen und herzlichen Dank für die Unterstützung Ihnen und all den anderen, die das Projekt auch finanziell mitgetragen haben.
Ich begrüße unseren Bürgermeister Lothar Hillenbrand, die Mitglieder des Gemeinderates, die Vertreterinnen und Vertreter unserer Katholischen Schwestergemeinde der Kath. Pfarrei Linkenheim-Dettenheim, und die Vorsitzenden der Vereine.
Die Vertreter der Presse – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BNN, insbesondere Frau Martina Schorn und Frau Nathalie Nees, die mit manchem Artikel dafür gesorgt haben, dass das Projekt im Bewusstsein der Bevölkerung Gestalt gewinnen konnte –
Ich begrüße auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Evang. Pressedienstes, die die Gedenkmauer mit ihrer Berichterstattung weit über unsere Region hinaus bekannt gemacht haben.
Nicht zuletzt begrüße ich auch all die anderen, die heute hier sind, um dabei zu sein, wenn die Gedenkmauer ihrer Bestimmung übergeben wird, die Menschen aus unserem Ort, interessierte von nah und fern. Auch all die Menschen, die schon einen Namen hier eintragen ließen. Es soll schließlich ein Platz für alle Bürger unseres Ortes sein.

Doch nun zur Gedenkmauer selbst. Der Platz vor dem wir hier stehen, soll als Ort der Erinnerung dienen. Erinnern soll er an die Verstorbenen, deren Grabstätten auf unserem Friedhof bereits nicht mehr existieren. Deshalb wurde ein Ort gewählt, der den Besuchern die notwendige Ruhe und einer gewissen Abgeschiedenheit gibt, um sich auf ganz persönliche Weise dieser Erinnerung zu widmen.
Das Wandbild “Neues Werden“ stellt nicht nur durch die Namen den Bezug zu den Verstorbenen her, sondern auch durch das Bild selbst, zu dem Dietmar Israel später selbst noch einiges sagen wird.
In der Erinnerung an die, die vor uns waren, werden wir in die Bewegung des Lebens mit hinein genommen und bekommen so einen Blick dafür, dass Leben immer auch Bewegung ist und immer wieder „Neues Werden“ beinhaltet.
Die zentrale Figur steht in einem Kreuz. Dieses Kreuz steht aus meiner Sicht für Jesus Christus, der mit ausgebreiteten Armen unser Leben umfasst und der mit uns geht, wenn wir unterwegs sind auf unseren Wegen durchs Leben. Von der Geburt bis zum Tod.
Als vor drei Jahren eine kleine Arbeitsgruppe aus unserer Kirchengemeinde die ersten Ideen bewegte, konnten wir noch nicht ahnen, wie weite Kreise das Projekt ziehen würde.
Der Wunsch war da, dass es einen Ort im Öffentlichen Raum geben soll, an dem die Erinnerung an längst Verstorbene wach gehalten werden kann. Eine lange Diskussion über das Für und wider und auch über das Wie und Wo folgte.
Wir stellten fest: in vielen Kulturkreisen wird die Erinnerung an die Verstorbenen deutlich länger in Erinnerung gehalten als bei uns.
Während es auf der anderen Seite auch immer deutlicher Tendenzen gibt, dass Menschen sich eher für anonyme Bestattungsformen entscheiden.
Etwas zu kopieren kam nicht in Frage, zumal wir feststellen mussten, dass es einen solchen Ort der Erinnerung bisher noch nirgends gab.
Es war uns jedoch ein großes Anliegen, dass ein solcher Ort nicht auf den Raum unserer Evang. Kirche beschränkt sein dürfe, sondern im öffentlichen Raum für Menschen aller Religionen und Weltanschauungen offen stehen müsse.
Die Gemeinde Dettenheim, unser Bürgermeister und die Mitglieder des Gemeinderates nahmen unser Anliegen ernst und es entstand eine lebhafte und kontroverse Diskussion.
Am Ende jedoch überwog die Zustimmung zu diesem Projekt, das als Angebot gedacht sein sollte, für die, die diese Form der Erinnerung wünschen.
Die Gemeinde Dettenheim und die beteiligten Gremien erklärten sich bereit das Projekt mitzutragen und materiell zu fördern. Der wesentliche Anteil der Kosten musste durch Geld- und Sachspenden sowie ehrenamtliche Arbeitsleistungen aufgebracht werden.
Nach einem Aufruf kamen kleinere und größere Spenden von Privatpersonen und Gewerbetreibenden aus Liedolsheim und der nahen Umgebung zusammen. Im August unterbreitete uns die Kulturstiftung der Sparkasse das Angebot, die Kosten für das Wandbild selbst zu übernehmen. Damit stand die Gesamtfinanzierung bereits mit der Fertigstellung.
Nun hoffen und wünschen sich alle Beteiligten, dass dieser Ort dem gedachten Zweck gerecht wird und dass die Bürger unseres Ortes ihn annehmen. Wer den Namen eines Familienangehörigen dort lesen möchte, kann ihn unter bestimmten Voraussetzungen anbringen lassen. Doch auch ohne den sichtbar angebrachten Namen eines Familienangehörigen kann dieser Ort für jeden Menschen einen würdevollen Rahmen geben, um an verstorbene Familienangehörige zu erinnern und andere Mitmenschen aus unserem Ort, deren eigentliche Ruhestätte nicht mehr zu finden ist.
Im Namen der Evang. Kirchengemeinde und der Arbeitsgruppe „Gedenkmauer“ möchten sich heute noch einmal bei allen bedanken, die das Anliegen gefördert haben, sei es durch Geld- und Sachspenden, ehrenamtliche Mitarbeit, Unterstützung, Ermutigung, sei es durch Vorschläge und Ideen oder einfach durch das Zurückstellen eigener Bedenken im Vertrauen auf unsere Arbeit.
Wir freuen uns, dass die Gedenkmauer nun ihrer Bestimmung übergeben werden kann und hoffen, dass viele Bürger unseres Ortes und darüber hinaus dort einen ansprechenden Raum finden, wo sie sich in stillem Gedenken an Menschen erinnern können, die ihnen lieb und wertvoll waren.